Jeder Mensch ist Teil eines historischen Mosaiks. Eine Betrachtung nach Edmund Burke und George Orwell.

Edmund Burke war ein irisch-englischer Schriftsteller, Philosoph und Politiker des 18. Jahrhunderts. Sein Generationenverständnis gleicht den Gliedern einer Kette, die ihre Bindungskräfte erst zu entfalten vermag, wenn Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft eine Einheit bilden. Gleichsam wird ein Pakt der gegenseitigen Verantwortung zwischen den Lebenden und den Toten geschmiedet. Auf die drastischen Folgen einer Aufkündigung dieses Paktes für den Einzelnen und die Allgemeinheit, wies sein Landsmann George Orwell hin. Sollte sich der Mensch irgendwann von seiner Geschichte trennen, so kann man den Menschen aus sämtlichen Bindungen lösen: von seiner Familie, von seinen Kindern, von seinen Mitmenschen.

Wie tritt man einem solchen Prozess entgegen?

LebensWerke unternimmt den Versuch, einen Ansatz zu entwickeln, der sich diesem Prozess entgegenstemmt. Der Gegenspieler ist hierbei der Faktor Zeit. Er lässt die Erinnerung durch das Vergessen erodieren. Mittels der Kamera werden die individuellen Lebensgeschichten im Ringen gegen die Zeit gewappnet. Dieser Vorgang ist jedoch nicht beliebig, sondern wird fachlich historiographisch intensiv begleitet. Vielen ist nicht bewusst, dass jeder von uns, an jedem Tag, sich an einer alltäglichen Geschichtsvermittlung beteiligt. Ob am Küchentisch oder auf einem Spaziergang: Geschichten werden geteilt. Es ist die archaichste und gleichzeitig menschlichste Form der Überlieferung. Diese oral history hat allerdings einen entscheidenden Nachteil: ihre Vergänglichkeit. Die Reichweite der oral history umspannt häufig nur wenige Generationen. Erinnerungen an Ereignisse verblassen allmählich, wenn der persönliche Bezug schwindet: „Wenn ein alter Mensch stirbt, ist es wie eine Bibliothek, die brennt.“

Gerade deshalb kommt einer fixierten Überlieferung eine so entscheidende Rolle zu. Jede Lebensgeschichte ist erzählenswert. Dies ist nicht nur ein frommes Bekenntnis, wie es sich in der sogenannten Mikrogeschichtsschreibung deutlich zeigt. Innerhalb dieser eingegrenzten historischen Perspektive entfaltet sich der ganze Kosmos der menschlichen Existenz. Das „Große“ zeigt sich im „Kleinen“ und umgekehrt. Das Leben des Einzelnen lässt sich nicht vom „Rad der Geschichte“ isoliert betrachten. Wir alle – mit Berthold Brecht gesprochen – erbauen kontinuierlich das „siebentorige Theben“ mit.

Das Anliegen von LebensWerke greift deshalb potenziell über den familiären Kontext hinaus. Es ist das erzählerische Setzen eines historischen Mosaiks, dessen Gesamtbild die gemeinsame Geschichte bildet. Und jeder Mosaikstein – Ihre Geschichte – ist ein Monument gegen das Vergessen.

Max Veigel, Historiker


Kontakt

Stephan Guntli

MachWerk Film- und TV-Produktion


Naunynstraße 22b

D-10997 Berlin


Birkenweg 29

D-83122 Samerberg

Sie interessieren sich für LebensWerke?

Rufen Sie mich an oder schreiben Sie.

Tel.: +49 (0)172 / 380 20 74

E-Mail: redaktion@lebenswerke.net